Ein serbisch-montenegrisches Schienenabenteuer
Im Juli sollte es mal wieder eine Bahnreise geben, dazu traf ich mich mit zwei Kumpels in Belgrad. Da mein Urlaubskonto bereits nahezu aufgebraucht war, verzichtete ich auf den zweiten Besuch der Stadt und stieß erst für die Eisenbahn-Reise dazu.
Angereist bin ich von Nürnberg über Amsterdam nach Belgrad am Donnerstagabend. Bis auf kleinere Verspätungen lief alles problemlos. Gebucht hatten wir alle das Mercure Belgrade Centrum, ich schlief auch bei meinem ersten Besuch der Stadt hier und hatte sogar das gleiche Zimmer mit Blick auf die Nationalversammlung der Republik Serbien.
Mit der serbischen Eisenbahn nach Uzice
Nach einem reichhaltigen Frühstück checkten wir aus und fuhren mit dem Taxi zum neuen Belgrader Hauptbahnhof. Die beiden hatten am Vortag bereits die Tickets besorgt, sodass wir direkt zum Gleis gehen konnten. Der Bahnhof ist im Vergleich zum alten Bahnhof sehr modern jedoch nicht vergleichbar mit unseren Bahnhöfen, an einigen Stellen wird allerdings noch gebaut.
Unser Zug fährt nur in den Sommermonaten nach Bar, der D-Zug wird als Verstärker zum täglich verkehrenden Nachtzug eingesetzt. Obwohl es sehr voll am Bahnsteig ist, fährt der Zug nur mit 3 Waggons ein. Die Waggons mögen 40 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, sind jedoch gut gepflegt und verfügen auch über Klimaanlagen.
Raus aus der Stadt geht’s zunächst durch Belgrader Vororte, an einigen Bahnhöfen steht interessantes, verrostendes Rollmaterial rum, am liebsten würde ich die Fahrt hier schon unterbrechen…
Die Fahrt bis Uzice geht durch verschiedene Vegetationen bis ins dinarische Gebirge. Die Bahnstrecke ist die einzige internationale Bahnverbindung Serbiens, der Bau der Strecke war ein Volksprojekt, Serbien mit der Adriaküste zu verbinden. Die Fahrt auf der gesamten Strecke von Belgrad bis Bar in Montenegro dauert knapp 11 Stunden, die Ein- und Ausreise findet jeweils im Zug statt.
Es gibt leider keinen Speisewagen, man sollte daher selbst Verpflegung und Getränke mitbringen, es ist von Vorteil eine Sitzreservierung zu kaufen, da man sonst steht, auch wenn der Zug reservierungspflichtig ist.
Nach Uzice sind wir etwa 3 Stunden unterwegs. Im dortigen Bahnhof besorgten wir noch Tickets für die Weiterfahrt am Folgetag, da diese weder online noch in Belgrad gekauft werden konnten.
Mit einem zuvor organisierten Fahrer machten wir uns zu unserem nächsten Programmpunkt.
Eine Fahrt mit der Šarganska osmica
Die Šarganska osmica ist eine im Westen von Serbien, südlich des Nationalparks Tara gelegene schmalspurige Gebirgsbahn in bosnischer Spurweite. Die 1974 stillgelegte, auf serbischem Gebiet gelegene Fortsetzung der Bosnischen Ostbahn von Mokra Gora nach Šargan Vitasi wurde ab 1999 mit staatlichen jugoslawischen Mitteln als Museumsbahn und Touristenattraktion wieder aufgebaut.
In der deutschsprachigen Literatur wird diese Museumsbahn auch als Šarganbahn bezeichnet, sinngemäß wäre der Name „Šarganska osmica“ am ehesten mit „Šarganer Achter“ zu übersetzen. – Wikipedia
Wir erreichten gerade so die Rückkehr des morgendlichen Umlaufs, bevor dieser in den Bahnhof einfuhr.
Weiterfahrt nach Bar
Zum Frühstück trafen wir uns in einer Eisdiele gegenüber vom Hotel, es gab allerdings nur Pfannkuchen als Frühstück, dazu Kaffee. Immerhin etwas zum Wachwerden. Gegen Mittag sollte die Fahrt nach Bar starten, vorher besorgte noch jeder für sich etwas zu essen und Getränke für die gut acht stündige Fahrt an die Küste von Montenegro.
Wir hatten heute Glück und unsere reservierten Plätze befanden sich in einem Wagen der ersten Klasse. Obwohl der Zug ausschließlich in der zweiten Klasse verkehrt, die Sitze waren bequem und hatten genug Abstand nach vorne.
Der Zug quälte sich die Berge hinauf, teilweise fuhren wir nicht mehr als 25 km/h, wir mussten an Engstellen oft auf Gegenverkehr warten, da die Strecke vielerorts nur eingleisig war. Auf einem kurzen Abschnitt von 10 km ging es durch Bosnien, das Land möchte ich aber dennoch besuchen, um den Länderpunkt richtig festzurren zu können, dazu gehört natürlich auch ein Stempel im Pass, soweit möglich.
Am Grenzbahnhof Prijepolje steigt die Serbische Grenzpolizei ein und kontrolliert die Ausreise. Im Grenzbahnhof Bijelo Polje erfolgt die Einreise, montenegrische Grenzbeamte steigen ein und kontrollieren die Papiere, und der Wechsel der Lok gegen eine montenegrische E-Lok findet statt.
Die Aufnahmen aus dem Zug sind leider alle nicht sehr gut, da die Fenster wirklich dreckig waren.
(K)ein Rundgang durch Bar
Eigentlich galt es nach der Ankunft im Hotel nur noch etwas zu essen zu finden. Viel gab es in Bar nicht zu sehen. Beim dritten oder vierten Restaurant kehrten wir ein, die Preise waren schon sehr nah an unseren dran. Ich hatte mich für Lachs entschieden, da ich an der Küste eigentlich immer gerne Fisch esse, dazu gab es ein dunkles Bier aus lokaler Produktion.
Es schmeckte allen. Nach der Rückkehr im Hotel trennten sich zunächst unsere Wege, wir wollten uns zu zweit am nächsten Morgen am Bahnhof treffen, um nach Podgorica zu fahren, der Dritte im Bunde wollte erst wieder am Flughafen auftauchen.
Nach dem Frühstück machte ich mich zu Fuß zum Bahnhof, unterwegs gab’s auch nicht viel zu sehen. Die Altstadt von Bar liegt mehrere Kilometer außerhalb der Stadt, sie wurde nach dem Erdbeben teilweise wieder aufgebaut und ist heute eher ein Freilichtmuseum.
Abschluss in Podgorica
Am Bahnhof von Bar kaufte ich mir noch ein Ticket für den Zug nach Podgorica, eigentlich wollten wir mit dem Regionalzug fahren, jedoch wollte man hierfür kein Ticket verkaufen, da dieser verspätet sei. Mir war das eigentlich egal, aber ein anderes Ticket wollte man nicht mehr verkaufen und schloss in der Diskussion einfach den Schalter. Ich informierte noch den Kumpel, der daraufhin ebenfalls in den noch am Bahnsteig stehenden Zug eilte, denn auch ihm wurde ein Ticket für den Fernzug verkauft.
Also ging es erneut mit dem D-Zug ins Landesinnere. Die Fahrt nach Podgorica dauerte nur eine Stunde. Angekommen in der Hauptstadt Montenegros wurden wir von der Hitze förmlich erschlagen.
Einen Rundgang durch die Stadt sollte es dennoch geben.
Zum Abschluss gab es noch ein Bier, bevor wir eines der wenigen Taxis von der Straße holten und für einen Zehner zum Flughafen fuhren. Wieder zu dritt durften wir auf den Check-In unserer Flüge warten, da keine mobilen Bordkarten ausgestellt wurden. Die Sicherheitskontrolle wurde auch erst einige Zeit später geöffnet, alles etwas chaotisch.
Auf unser Boarding wartend gab’s noch ein letztes gemeinsames Bier. Auch wenn es erst unsere erste gemeinsame Reise war, machte es doch viel Spaß und die nächste Tour ist bereits in Planung.