Freitag, 22. März 2019
Früh um halb 8 klingelt mein Wecker. Mittlerweile bin ich das frühe Aufstehen ja schon fast gewohnt, mache mich fertig und gehe nach unten zum Frühstück. Es wird nochmal gefragt was ich denn wünsche, „ja was gibt’s denn?“. Ratlosigkeit. Worte suchen. Er kommt mit einem Aufgebot an Marmeladen, etwas undefinierbarem und Brot zurück, ein paar Minuten später gibt’s noch Spiegelei, etwas sehr kurz angebraten.
Nach dem Frühstück will ich meine Sachen holen, der Manager spricht mich noch kurz an und sagt, dass mein Fahrer und Guide bereits da sind. Überpünktlich. Schnell die Sachen genommen und die beiden kennengelernt. Mit dem Wagen geht’s auf die Straßen von Nukus.
Mein Guide erzählt von seinem Plan und so fahren wir zunächst nach Mizdakhan, was ich bereits gestern gelesen hatte, er erzählt, dass dort der älteste Friedhof des Landes sei und die Leute daran glaubten, dass Adams Grab hier sei. Sein Mausoleum soll für die Leute hier in Karakalpakstan die Uhr der Apokalypse darstellen, sobald der letzte Stein gefallen ist, soll sie eintreten.
Wir gehen über den Friedhof, er erzählt mir die Geschichte, wie der Friedhof zu seinem Namen gekommen ist. Es sei der Name der Tochter eines reichen Mannes, die einen armen liebte, er sollte sie aber nicht heiraten, darauf hin stürzte er sich von dem höchsten Berg in den Tod und aus Trauer tat sie es ihm gleich. Ihr Mausoleum ist das erste große auf dem Hügel.
Ein weiteres interessantes Grab ist das des „großen Mannes“, der Legende nach soll er ein Übermensch gewesen sein, und daher einen sehr langen Sarg bekommen haben. Auch dieses Mausoleum ist begehbar, die Schuhe sollten aus Respekt am Eingang ausgezogen werden.
Der Friedhofswärter erzählte noch etwas, was mir übersetzt wurde. Wie viele Gräber es hier wirklich gibt weiß keiner so richtig, da viele nicht gekennzeichnet sind, vielerorts sind Löcher im Boden, mein Guide sagt, man solle vorsichtig auf den unbefestigten Pfaden sein, man könne jederzeit einbrechen. Klingt klasse, wollte schon immer mal mit dem Fuß in einem Grab stecken bleiben. Help..
Die Ausmaße des Geländes sind unheimlich groß, um das Grab Adams herum sind lauter Steintürmchen aufgestellt. Hinter dem Tal auf dem nächsten Hügel liegt die Festung Gyaur-Kala, was so viel wie Festung der Ungläubigen bedeutet, sie hat diesen Namen während der Arabischen Zeit um 712 erhalten, entstanden sein soll sie im 4. Jh.v.Chr., sie soll Teil der einstiegen Stadt Mazda gewesen sein.
Im Jahre 1220 wurde die Festung von khan Juchi, dem Sohn Genghis-khans, erobert und in Teilen zerstört. Unser Versuch durch die unbefestigten Pfade an den Fuß des Festungshügels zu fahren scheitert mit einem Drehen im Matsch. Ich steige kurz aus und mache Fotos, dann drehen wir um und versuchen ohne weitere Vorkommnisse zurück auf die Straße zu kommen.
Unsere Fahrt geht weiter über die rauen Straßen nach Nordwesten, so fahren wir durch etliche kleine Ortschaften, an Baumwollfeldern vorbei bis zur „Autobahn“, welche uns nach Kungrad bringt, nach einem kurzen Stopp geht’s wieder über die Ruckelpisten weiter in den Norden. Auf mehr oder minder direktem Wege nach Moynaq. Einen Stopp müssen wir zwangsläufig einlegen, denn Wildpferde blockieren die Straße. Es ist eine große Herde und es wird nicht die einzige bleiben.