Der Orient Express heute
Der Orientexpress stand einst für Luxus, Reichtum und war nur für ganz gut betuchte Menschen buchbar. Das Konzept war ein aus Schlaf- und Speisewagen zusammengesetzter Luxuszug der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL). Dieser fuhr erstmals am 5. Juni 1883 von Paris ins heutige Istanbul. Ab Sommer 1889 bestand die durchgehende Verbindung über Süddeutschland, Wien, Budapest und Sofia. Der Orientexpress diente als Kernelement eines Systems aus Luxuszügen, die Paris vor allem mit den Häfen am Ärmelkanal und des Mittelmeers verbanden.
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm der Simplon-Orient-Express die Verbindung zwischen Paris und Istanbul via Mailand, Venedig und Belgrad, der Orientexpress fuhr nur noch bis Bukarest statt Istanbul. Der Zuglauf und Begriff Orientexpress verschwand seit den 1950er Jahren schleichend, die letzte durchgehende Verbindung zwischen Paris und Istanbul wurde 1977 eingestellt. Seit den 1970er Jahren werden durch verschiedene Anbieter Sonderzugreisen mit restaurierten Wagen des Orientexpresses angeboten.
Touristikzüge
Nostalgie Istanbul Orient Express
Der erste Anbieter der touristischen Reisen im Sinne des Orient-Expresses startete bereits 1976. Der Schweizer Unternehmer Albert Glatt sammelte Wagen aus den 1920er und 1930er Jahren und restaurierte sie in den Auslieferungszustand. Der Nostalgie Istanbul Orient Express war der erste Luxuszug dieser Art und fuhr bis 2008 auf verschiedenen Strecken in Europa. Die weiteste Reise führte die Wagen 1988 quer durch Europa, über Moskau und die Transsibirische Eisenbahn bis nach Tokyo.
Venice Simplon-Orient-Express
1977 begann die Sea Containers Ltd. historische Wagen zu erwerben und aufwändig zu sanieren, die 1982 erstmals als Venice Simplon-Orient-Express eingesetzt wurden. Die erste Reise führte von London bis Venedig, einmal im Jahr wurde die Reise bis Istanbul verlängert. In Großbritannien verkehrt der Belmond British Pullman als Zubringer im Tagesverkehr, die Passagiere setzen mit dem Schiff über den Ärmelkanal über und besteigen dort den VSOE. In den 2000er Jahren wurden die Wagen modernisiert und können seither 160km/h fahren, ab 2024 wird der Betrieb in Großbritannien aufgrund der Grenzkontrollen in Zusammenhang mit dem Brexit eingestellt.
Pullman Orient Express
Nach dem Erfolg der NIOE und der VSOE stieg die CIWL erst 1994 in das Geschäft der Nostalgiefahrten ein, sie setzte neun ihrer historischen Speise- und Pullmanwagen mit Baujahren zwischen 1920 und 1939 überwiegend auf Tagesfahrten im Binnenverkehr in Frankreich ein oder vermietete die Züge an Reisegruppen. Die CIWL setzte bei den Nostalgiefahrten allerdings keine historischen Schlafwagen mehr ein, im Bedarfsfall wurden normale Schlafwagen des SNCF verwendet. Die Accorgruppe als Eigentümer der CIWL entschied sich 2007 zur Einstellung des Zuges, da sie sich in Streitigkeiten um die Namensrechte mit zwei Konkurrenten befand. Der Zug wurde 2008 von der SNCF übernommen und seitdem als Orient-Express von der Filiale Societe des Trains Expos (STE) vermarktet.
Orient Express La Dolce Vita
Das Markenrecht der Wortmarke Orient-Express ging im Jahr 2016 an ein Unternehmen der Accorgruppe. Der Hotelkonzern kündigte Ende 2021 an, ab dem Jahre 2024 mehrere Luxushotels unter dem Namen Orient Express Hotels eröffnen zu wollen, die ersten Hotels sollen in Rom und Venedig eröffnet werden. Darüber hinaus soll eine Betreibergesellschaft ab 2023 touristische Züge unter dem Namen Orient Express La Dolce Vita auf Routen innerhalb Italiens verkehren lassen. Die Reisen sollen von Rom starten, als Ziele werden bisher Paris sowie Istanbul, über Venedig und Split, genannt. Die Kosten variieren je nach Reisedauer, für die zweitägigen Reisen werden derzeit Preise ab 4.000€ pro Person veranschlagt, zur Verfügung stehen neben Einzel- und Doppelzimmern auch Suiten.
*Bilder bereitgestellt durch Accor Orient Express