Ein Flug mit einem Oldtimer III – Junkers Ju 52/3M

An einem Tag im Frühjahr des Jahres 2018 hörte ich das Klappern älterer Motoren in der Luft. Die Junkers der Lufthansa näherte sich meinem Balkon, eigentlich sollte die Tante Ju ihr Flugprogramm dieser Tage in Paderborn aufnehmen, scheinbar kam es nicht dazu und man startete mit einer Runde über Hamburg, nachdem sie im vergangenen Winter fit für die Saison gemacht wurde.

Noch am gleichen Tag machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Rundflug, eigentlich war ein Rundflug mit der Ju nicht drin, zu teuer, nein viel zu teuer. Allerdings wollte die Junkers auch nach Berlin zur ILA 2018 fliegen und das beste an diesem Flug? Es war noch ein Platz frei. Und genau diesen buchte ich eine gute Woche vor Abflug. Der Flug kostete mich auf den Cent genau 329€. In Worten Dreihundertneunundzwanzig Euro. Mein teuerster Onewayflug überhaupt. Allerdings war die Flugzeit mit gut Anderthalbstunden angegeben, was den Minutenpreis im Vergleich zum Rundflug schmälerte. Die Flüge mit der Junkers sind dazu von Lufthansa subventioniert, da sich sonst kaum jemand einen Rundflug mit der historischen Maschine leisten könnte.

Eine Woche vor dem Flug wurde noch eine Zeitenänderung telefonisch mitgeteilt und die neuen Tickets verschickt. Aufgrund der Slots der ILA und des Flugprogrammes, welches laufend angepasst wurde, sollte mein Flug nun eine Stunde eher starten, um nicht während einer Demonstration der Bundeswehr zu landen. Ich bin eigentlich kein Freund von Änderungen, aber dies war eine super Änderung. 

In der Zwischenzeit wurde das Flugprogramm des Samstags weiter angepasst und erweitert, ich nutzte die verbliebene Zeit um eine Bahnverbindung für die Rückfahrt nach Hamburg zu buchen. 

Heute war man wieder mal nicht gnädig was die Kontrolle anging, Abstriche vom MacBook und eines der Objektive wollte man sich auch noch genau anschauen. Danach ging es auch noch schnell zum Frühstück in die Airport Lounge. 

Und da erblickte ich sie. Auf der hinteren Abstellfläche stand meine Junkers Ju 52/3m zwischen dem A319CJ der Tyrolean Jet Service OE-LIP sowie der ATR 42-300F der ASL Airlines Ireland (FedEx) EI-FXE. 

Da der Flug um 8 Uhr starten sollte, war auf dem Ticket eine Meldeschlusszeit von 7:10 Uhr vermerkt, so machte ich mich pünktlich runter zum Gate A26 in den Keller, vorher noch schnell das Wasser am Spender aufgefüllt. Unten war es ziemlich leer, nur das eine Gate besetzt und wenige Pax. Boarding war noch nicht mal ansatzweise in Sichtweite. Nach dem die Eurowings weggeschoben war konnte man an der United 757 vorbei die Tante Ju sehen. 

Gegen zwanzig vor Acht startete der freundliche Aufruf zum Boarding. Das Ticket muss in gedruckter Form vorliegen, da sonst kein Boarding möglich ist. Der Bus kam und ich hatte meine wohl aller längste Rundfahrt in Hamburg, vorbei an den hintersten Positionen vor der Junkers Halle und hinter der 33 und den Bizjets vorbei. 

Wir wurden freundlich von unserer heute fünfköpfigen Crew begrüßt und die Vorstellungsrunde wurde auch direkt gemacht. Unsere heutigen Piloten und Bordingenieure kommen alle vom Jumbo, unsere FA vom A340/A320. Sie machen die Junkersflüge alle mit der Leidenschaft ehrenamtlich. Wir hatten nun eigentlich keine wirkliche Zeit zum Fotos machen und konnten leider nicht auf die andere Seite dafür.

Während die drei vorne ihre letzten Checks machten, bekamen wir unsere Sicherheitseinweisung. Es gibt im Notfall zwei Notausgänge, einer vorne und einer hinten. Keine Schwimmwesten, keine Sauerstoffmasken. Mir wurde noch die Funktionsweise des vorderen Ausstiegs gezeigt, sowie die Erlaubnis gegeben, das einzige bewegliche Fenster der Kabine zu öffnen, wenn ich mag. „Es könnte etwas lauter sein, daher nicht unbedingt gleich beim Start.“

Nebenbei liefen die Motoren langsam hoch und schon kurz darauf rollten wir los, unsere Motoren wurden vor der 23 direkt hinter der Kreuzung der Bahnen, bei vollangezogenen Bremsen auf Hochtouren gebracht, dies sogar mehrfach. Die Beinfreiheit in Reihe 1 war wirklich gut und die Sitze bequem. Die airbaltic Q400 sah ich noch landen und schon ging es für uns los, ähnlich wie bei der Antonow An-2 war es ein echt kurzer Start. 

Eine schnelle Kurve und es ging nach Süden, über die Alster bei Winterhude, eine weitere Kurve entlang der Außenalster. Über Wandsbek hinweg ging es dann Richtung Osten. 

Ungefähr bei Schwarzenbek räumte unser Flugingenieur seinen Platz und wir durften einzeln einen Blick ins Cockpit werfen, was bei der Lufthansa im Flug nur auf der Junkers geht. 

Etwas zu modern für meinen Geschmack…

Die meiste Zeit flogen wir in etwa 2100 Fuß. Ich unterhielt mich nach meinen Cockpitbesuch kurz mit der FA, dass es jetzt schwierig wird den Altersrekord nochmal zu erhöhen, so war die DC3 bis heute meine Älteste. Nun ist es die Ju52/3m mit 83 Jahren, wer kann das brechen?
Über ein Manöver wurden wir vor dem Start eingeweiht. Unsere Route führte über den Müritz-Seen-Park (Mecklenburg-Strelitz). Hier machten wir in sehr geringer Flughöhe drei Vollkreise über den Seen zum Gruß des Fördervereins der Ju. 

Bei Hennigsdorf kamen wir auch schon wieder nach Berlin. Nachdem wir die Havel kreuzten befanden wir uns auch schon über dem Tegeler See, eine schöne Ansicht von oben. Was kommt wohl als nächstes?

Ein Überflug über den Hauptstadtflughafen Tegel, kurz zuvor landete eine Joon, welche wir soeben überflogen, auch hier kreisten wir kurz und es gab noch einen netten Blick auf das Gelände mit dem Tower. In der Ferne war auch eine BAe 146 von WDL Aviation erkennbar. 

ehemaliger Hauptstadtflughafen – Berlin-Tegel TXL

Als nächstes Highlight dieses Fluges kam das Berliner Olympiastadion in meinen Blickwinkel, darunter kann man auch noch das Berliner U-Bahn Museum erkennen. 

Olympiastadion Berlin

Als nächstes überflogen wir den Berliner Grunewald mit der dortigen Radarstation Teufelsberg. Mittlerweile wurden wir wieder gebeten uns anzuschnallen, auf der anderen Seite kam nun der Fernsehturm in Blick, kurz darauf das Tempelhofer Feld. 

Abhörstation Teufelsberg
Berliner Skyline
ehemaliger Hauptstadtflughafen – Berlin-Tempelhof THF

In der Ferne nahm man nun einen weiteren Flughafen wahr. Ja es scheint BER aka Dauerbaustelle zu sein. Wie zähle ich diesen Flug eigentlich? Nach Schönefeld oder nach BER?, denn SXF habe ich nicht betreten…

neuer Hauptstadtflughafen – Berlin-Brandenburg BER

Und nun kam auch schnell unser Ziel in Sicht, ein A350, zahlreiche Militärflugzeuge, so auch unsere A400M aus Wunstorf, aber auch ein Airbus A300-600ST „Beluga“ sowie der 100. A380 von Emirates. Den neuen Seeaufklärer von Kawasaki bekam man neben der Boeing 707 E3 Sentry der NATO-OTAN zu Gesicht. 

Blick auf die ILA – die größten Flugzeuge der Welt sind auch dabei!

Weiter hinten ein weiterer Gast, die Lufthansa hatte ihre Premiumblaue D-ABYA Boeing 747-8i rübergeschickt. Aus der Luft betrachtet sieht die Antonov An-225 neben der größten 747 gar nicht mal so groß aus. Wir machten unseren Überflug über das noch recht leere Gelände und eine kurze Runde, bevor es noch einen Blick auf die Dauerbaustelle gab, in niedriger Höhe bekamen wir nochmal die Chance die ILA von oben zu sehen, eine weitere Chance für die noch wenigen Fotografen von unten uns aufzunehmen. Einmal noch vorbei an dem größten und schwersten Flugzeug der Welt. 

Dauerbaustelle BER – heute bereits in Betrieb

Nun setzten wir auch schon zur Landung an, welche wir noch ein wenig hinauszögerten. Mit unserem Schatten landeten wir dann auf der für uns viel zu großen Landebahn. Ein wenig fahren mussten wir noch bis zum Ende, unser Ausstieg sollte ja eigentlich in SXF sein, aber wir waren alle zufrieden damit, direkt auf der ILA aussteigen zu können.  
Inzwischen rollten wir an der, sich öffnenden Beluga vorbei, kamen dann auch endlich zur viel größeren Schwester. Die An-225 wurde inzwischen weiter nach vorne geschleppt. Das dieser Koloss überhaupt geschleppt werden kann hätte ich nicht gedacht. 

Neben der „großen Schwester“ ging’s an unsere Parkposition…

Boeing 747-8I, Antonov An-255, Boeing 707-E3 „NATO-OTAN“
Lufthansa Boeing 747-8I
Antonov An-255

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