Tag 3: Aus verschiedenen Perspektiven

Montag, 16. Januar 2023

Nachdem Frühstück trafen wir uns am Taksim-Platz, geplant war eigentlich eine Fahrt mit der Tram, jedoch fahren diese nur alle 40 Minuten in den Morgenstunden, so liefen wir zunächst zum Galataturm.

Wir hatten Glück und die Schlange war noch nicht vorhanden, die Tickets kosten 175 Lira pro Person. Aufwärts geht’s mit dem Lift, abwärts über die Treppe. Das erste Ziel ist die Aussichtsplattform in der 7. Etage. Diese bietet einen 360° Blick über Istanbul, sowohl von innen als auch von außen. Es lohnt sich früh da zu sein, da man so noch einen angenehmen Aufenthalt auf der umlaufenden Terrasse hat. Beim Abstieg ging es durch das Galatamuseum, hier sind verschiedene Relikte ausgestellt, die im bzw. um den Turm herum gefunden wurden. Der Galataturm ist bereits aus dem 6. Jh. und wurde in den 1960er Jahren aufwändig restauriert. 

Da wir ja Richtung Altstadt wollten, bot sich nun die Fahrt mit der unterirdischen Standseilbahn „Tünel“ an. Diese verbindet Beyoglu mit Karaköy, sie gilt als die älteste, dauerhaft bestehende Standseilbahn Europas seit ihrer Eröffnung im Jahre 1875. Die Bahn überwindet auf einer Strecke von knapp 606m einen Höhenunterschied von 61,55m. Sie ist nach der Londoner Underground die zweitälteste und gehört zu den kürzesten U-Bahn der Welt. Es gibt 2 Wagen, die sich auf der Strecke begegnen, die Standseilbahn gehört zum Istanbuler Nahverkehrssystem. 

Über die Doppelstockige Galatabrücke, heute auf der unteren Ebene, gehen wir hinüber Richtung Altstadt. Am Fähranleger kauften wir 3 Tickets für die anderthalbstündige Bosporusrundfahrt für jeweils 100 Lira, bisher die günstigste Tour, die wir gefunden haben. Die nächste Tour startet in 10 Minuten, perfekt.

Am besten sind Plätze auf der linken Seite, da entlang der europäischen Seite gestartet wird, bis zur zweiten großen Hängebrücke, ehe die Rückfahrt auf der asiatischen Seite erfolgt. Für’s fotografieren eignet sich die Plattform am Heck unten besonders, gerade vom Wasser aus wirken die Schlösser entlang der Küste nochmal anders. Die Tour kann man jedem empfehlen. Unterwegs wird — wie auf allen Schiffen in Istanbul — der Verkauf von warmen und kalten Getränken am Platz angeboten, die Preise sind jedoch sehr unterschiedlich. 

Nach der Fahrt machten wir uns nun wirklich auf den Weg in die Altstadt, da bereits der Nachmittag angebrochen war, füllte sich die Stadt langsam. Wir nahmen Kurs auf die Hagia Sophia, jedoch liegt unser Ziel kurz vor dieser. Nicht etwa der Topkapi Palast oder die Blaue Moschee, sondern der „versunkene Palast“ die Cisterna Basilica. Im sehr belebten Istanbul ist dies der unscheinbarste und doch interessanteste Ort.

Der Eintritt beträgt 300 Lira, es gibt zwar an verschiedenen Stellen Informationstafeln, sonst ist man auf sich allein gestellt, manchmal fällt der Strom aus, es bietet sich an mit Blitz zu fotografieren. Die Luftfeuchtigkeit ist aufgrund des stehenden Wassers sehr hoch, man läuft über Gitter direkt über dem Wasser, der Wasserstand ist höher als man annimmt, da das Wasser glasklar ist. Von der Decke und den Wänden tropft es jedoch öfter, das Fassungsvermögen beträgt ca. 80.000qm. 

Die Zisterne soll bereits von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben worden sein, ihr Aussehen und ihre Größe verdankt die 138m lange und 65m breite Zisterne jedoch Kaiser Justinian, dieser lies sie zwischen 532 und 542 als Wasserspeicher für den Großen Palast anlegen, zuvor stand hier eine Basilika, worauf sich der Name Cisterna Basilica bezieht. Bekanntheit in der Neuzeit erlangte die Zisterne vor allem durch Filme wie James Bond — Liebesgrüße aus Moskau oder Dan Browns Inferno. 

Im Anschluss nutzten wir die untergehende Sonne für ein paar Aufnahmen der Blauen Moschee und der Hagia Sophia, beim diesjährigen Aufenthalt verzichteten wir jedoch auf einen Besuch des Inneren. 

Bilder vom Inneren der Hagia Sophia von unserem ersten Istanbulbesuch im November 2021 gibt es in der nachfolgenden Galerie.

Mit der Tram ging es von hier wieder in die Nähe vom Hotel, einmal durchatmen und weiter nach Taksim. Diesmal warteten wir auf die nächste historische Straßenbahn, wir hatten Glück und es war nicht ganz so voll. Wie die Standseilbahn gehört auch sie zum Nahverkehr, es verkehren auch hier zwei Wagen, die sich an einer Weiche begegnen. Ihr Name ist „Nostalgia Tramway“, neben dieser in Taksim verkehrt auf der asiatischen Seite die zweite historische Linie T3 Kadiköy-Moda „Nostalgia Tramway“, sie hat eine Streckenlänge von 2,6km, hier verkehren meist rote Wagen (derzeit jedoch mit Werbung beklebt) aus den 1960er Jahren aus Deutschland. Leider war sie gestern viel zu voll für eine entspannte Mitfahrt.

Die Linie T2 Taksim-Tünel Nostalgia Tramway ist 1,6km lang, sie wurde erst Ende 1990 wieder als historische Straßenbahn in Betrieb genommen und ist das Aushängeschild des hiesigen Nahverkehrs. Seit dem Anschlag in der Istiklal verkehren neben der Tram regelmäßige Polizeikonvois zur Kontrolle. 

Direkt neben der Endhaltestelle der T2 fanden wir ein nettes Lokal, es gab eine Auswahl von Pide und Ali Nazik, dazu wurde frisches Lavash-Brot gereicht. Den Rückweg zum Hotel machten wir zu Fuß, was uns jedoch nicht dran hinderte auf die beiden Straßenbahnen an der Begegnungsstelle zu warten.

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